Fachkräftemangel, hohe Arbeitsbelastung und starre Strukturen – die Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Berufen stehen zunehmend unter Druck. Gesundheitswesen, Wasserwirtschaft oder soziale Dienstleistungen sind essenziell für die Gesellschaft, doch ihre Attraktivität als Arbeitsplätze schwindet. Kann New Work helfen, diese Berufe zukunftsfähig zu gestalten?
Genau hier setzt das bundesweite INQA-Experimentierraum-Projekt „New Work for Keyworker“ (NW4KW) an. Zwei Jahre lang haben Praxispartner aus systemrelevanten Bereichen gemeinsam mit Wissenschaft und Beratung erprobt, wie Arbeitsbedingungen verbessert, Führung gestärkt und Resilienz aufgebaut werden können. „Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt – auch in den systemrelevanten Berufen. Unsere Aufgabe ist es, diesen Wandel aktiv mitzugestalten, praxistaugliche Modelle zu entwickeln und die Rahmenbedingungen für nachhaltige Veränderungen zu schaffen“, erklärt Lucie Stecker, NW4KW-Projektreferentin bei Das Demographie Netzwerk e. V.
NW4KW wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) gefördert. Das Projekt startete im Juni 2023 und läuft bis Mai 2025. In sogenannten Experimentierräumen testeten vier Organisationen aus der Praxis – das Hospital zum Heiligen Geist (Hamburg), die Emschergenossenschaft & Lippeverband (Essen), Glasfaser Ruhr (Bochum) und der Freundeskreis Mensch (Gomaringen) – gezielt neue Formen der Zusammenarbeit, Führung und Gesundheitsförderung. Begleitet wurden sie dabei von der Universität Hohenheim, dem Berufsforschungs- und Beratungsinstitut BIT e. V. sowie dem Demographie Netzwerk e. V. INQA-Experimentierräume bieten Raum, um neue Arbeitsansätze gemeinsam mit den Beschäftigten auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Was funktioniert, wird fortgeführt – was nicht klappt, wird angepasst oder verworfen. Ziel ist es, praxistaugliche Lösungen zu finden, die auch anderen Betrieben als Vorbild dienen können.
Ergebnisse und Transferpotenziale im Fokus
Die Experimentierräume haben gezeigt: New Work-Ansätze sind auch in stark regulierten, hierarchischen und schichtgebundenen Branchen umsetzbar – wenn sie an die spezifischen Rahmenbedingungen angepasst werden.
„New Work ist nicht nur ein Konzept für Start-Ups und Agenturen, sondern kann auch in systemkritischen Bereichen konkrete Veränderungen bewirken, die spürbare Verbesserungen für die Beschäftigten bringen. Das betrifft vor allem Kommunikation, Führung und Gesundheitsmanagement, die in vielen systemrelevanten Berufen entscheidende Stellschrauben sind“, erläutert Tobias Berens, BIT e. V., Projektleiter von NW4KW.
New Work – mehr als Homeoffice und flexible Zeiten
Oft wird New Work mit Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten gleichgesetzt – doch es geht um weit mehr. Gerade in Berufen, in denen Schichtarbeit, feste Abläufe und hohe Verantwortung eine Rolle spielen, bedeutet New Work vor allem eine Veränderung der Arbeitskultur: Mehr Partizipation, Selbstbestimmung und verbesserte Zusammenarbeit.
Tanja Scheiwe, Bereichsleiterin Pflege im Hospital zum Heiligen Geist: „In der Pflege haben wir es täglich mit unterschiedlichsten Herausforderungen zu tun und stehen kontinuierlich in einem Spannungsfeld zwischen starren Reglements und den Wünschen unserer Bewohner. Für Mitarbeitende ist daher eine resiliente Haltung unabdingbar. Es ist uns wichtig, unsere Pflegekräfte hierbei zu unterstützen, ihnen Vertrauen zu schenken und haltgebende Strukturen bereitzustellen.“
Erkenntnisse und Praxisbeispiele im Fokus der Abschlussveranstaltung
Welche Ansätze funktionieren? Was lässt sich übertragen? Und wie können solche Modelle systematisch in der Breite verankert werden? Antworten auf diese Fragen präsentiert NW4KW am 15. Mai 2025 bei der Abschlussveranstaltung in Hamburg. Die Abschlussveranstaltung bietet eine Plattform für Erfahrungsberichte, wissenschaftliche Einordnungen und politische Diskussionen. Erwartet werden Expert:innen aus Praxis, Wissenschaft, Politik und Gewerkschaften, die sich mit den gesammelten Erkenntnissen befassen und über deren Übertragbarkeit in andere Organisationen diskutieren.
Programmhöhepunkte der Abschlussveranstaltung
- Projektpräsentation & zentrale Learnings aus den Experimentierräumen
- Moderiertes Praxis-Podium mit Erfahrungsberichten der teilnehmenden Organisationen
- Interaktive Diskussion zu Transferpotenzialen und Zukunftsperspektiven
- Interdisziplinäre Podiumsdiskussion
Die Veranstaltung gibt exklusive Einblicke in zukunftsfähige Arbeitsmodelle und beleuchtet eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit: Wie bleiben systemrelevante Berufe attraktiv und nachhaltig – trotz hoher Arbeitsbelastung und Fachkräftemangel?
Anmeldung
Ort: Hospital zum Heiligen Geist, Hamburg Zeit: 9:30 – 15:30 Uhr
Anmeldung bis zum 5. Mai: https://demographie-netzwerk.de/termine/t/10353
Für weitere Informationen oder Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an: Lucie Stecker, E-Mail: stecker@ddn-netzwerk.de
Ansprechpartner HzHG:
Enno Olbrich, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 040 60 60 11 01
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Alena von Appen, Fundraising
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