

Rund um den Glockenturm · September 2016
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Gesellschaft
Gesellschaft
Männer auf See
Zwei leidenschaftliche Seefahrer erzählen …
Lebendige Schifffahrt
Ein Besuch im Maritimen Museum in der Hamburger HafenCity
Die Elbe, Hamburg und die Schifffahrt –
sie sind seit jeher eng miteinander ver-
bunden. Seit einigen Jahren ist Hamburg
um ein Kleinod reicher, das Internatio-
nale Maritime Museum im Kaispeicher B
amRande der Speicherstadt. In dem roten
Backsteingebäude befindet sich eine
einzigartige Schatzkammer aus Schiffs-
modellen, Fotografien und Einzelstücken,
die dem Besucher Einblicke in die Ge-
schichte der Seefahrt weltweit wie auch
die des Hamburger Hafens bietet.
Vom Speicher zum Museum
Einst nahm der Kaispeicher B, das älteste
erhaltene Gebäude des Hamburger Ha-
fens, Getreide und Stückgut von Schiffen
auf. Noch bis ins Jahr 2003 wurde der
Kaispeicher als Stückgutlager genutzt.
Vor acht Jahren dann wurde hier das
Internationale Maritime Museum Ham-
burg eröffnet. Bereits von außen stim-
men Exponate aus der Schifffahrt auf
den Besuch ein, der leuchtende Schiffs
propeller am Eingang Koreastraße oder,
von der anderen Seite kommend, das
„Zweimann-U-Boot Seehund“ oder die
Ansteuerungstonne „Elbe 1“.
Eintauchen in die Welt der Schifffahrt
Der Holzboden knarrt unter den Schrit-
ten der Besucher. Über neun Ebenen,
„Decks“, erstreckt sich der Reichtum des
Museums, jede Ebene ist einem Themen-
bereich gewidmet und meist multime-
dial gestaltet: „Die Entdeckung der
Welt“, „Schiffe unter Segeln“, „Marinen
der Welt“ oder „Expedition Meer: Das
letzte Geheimnis der Erde“.
Es ist unmöglich, alles an einem Tag zu
erkunden, und so wählt man aus, erfährt
etwas über die Blütezeit der Kap Horniers,
über berühmte Seeschlachten oder die
Ozeanforschung. Zwischendurch ein Blick
aus einem der Fenster von „Deck6“: Hier
zeigen sich die Kirchturmspitzen aller
fünf Hamburger Hauptkirchen auf einen
Blick. Auf der anderen Seite die Sicht auf
den Hafen und auf die Elbe. Ein schöne-
rer Standort für das Internationale Mari-
time Museum ist nicht denkbar, und wer
hier einmal war, kommt wieder.
Ein Besuch, der sich lohnt: Das Internatio-
nale Maritime Museum in der Korea-
straße 1 ist täglich von 10.00 Uhr bis
18.00 Uhr geöffnet.
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Im Dienst der Maschine auf Kümos
Hans-Ludwig Wollner aus Haus Begonie ist 15 Jahre lang
zur See gefahren, auf Frachtern und auf Küstenmotor-
schiffen, sogenannten Kümos. Der
gebürtige Hamburger ging nach
Abschluss seiner Lehre als Maschi-
nenschlosser erstmals an Bord und
war seitdem für die Wartung der Ma-
schine zuständig. „Bereits mein Vater
fuhr zeitweilig zur See, und auch mein
Bruder nahm denselben Weg. Ich befuhr den
westlichen Teil der Welt, er den östlichen“, erzählt
er. Nach zwei Jahren auf See besuchte er eineinhalb
Jahre die Ingenieurschule. Wieder zurück an Bord von
Kümos, übernahm er größere Aufgaben beim Maschinendienst. „Manches Mal
habe ich die Seefahrt verflucht, und doch war es insgesamt eine schöne Zeit,“
blickt er heute zurück.
„Die Seefahrt ist für mich das Beste“
Für Dieter Philipp aus Haus Enzian gab es von
klein auf an nur einen Berufswunsch: Er
wollte zur See fahren. Der gebürtige
Berliner ist von Beruf Dreher, doch
sein Wunsch wurde nur ein ein-
ziges Mal Wirklichkeit. An-
fang der 70er Jahre fuhr er
für ein halbes Jahr auf
der „Odenfels“, einem
Frachtschiff der Hansa-
Reederei, eine der damals bedeutendsten Ree-
dereien der Welt. Die Reise ging zu den Philip-
pinen und nach Indien und zurück. Rund 50
Mann Besatzung fuhren auf der „Odenfels“,
Dieter Philipp arbeitete auf dem Schiff in der
Maschine. Aus gesundheitlichen Gründen
musste er die Seefahrt wieder an den Na-
gel hängen, doch die Sehnsucht bleibt.
Heute träumt er von einer Weltreise auf
einem Passagierschiff. „An vielen Orten
auf der Welt aussteigen und sich
alles anschauen – das wär’s.“