

Rund um den Glockenturm · März 2016
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Moment mal
Vertraut und lieb geworden sind uns Christen die
Geschichten von dem „galiläischen Jesus“, der sich
der Kranken annimmt, seine Jünger beruft und sich
nicht scheut, sich zu Tisch zu setzen bei den Steuer
eintreibern. Gern hören wir die Geschichten von
dem Jesus, der die Barmherzigen seligpreist. Alle
diese Geschichten haben eine überwältigende
Traditionsgeschichte und sie haben Unglaubliches
geleistet zur Kultivierung des Christentums.
Aber es gibt noch einen anderen Jesus, den ich hier
den „Jerusalemer Jesus“ nennen möchte. Er ist den
meisten eher wie fremd, vielleicht sogar fern. Dieser
Jesus beunruhigt, es ist, als ob die Überlieferungen
von ihm einen dunklen Schatten werfen auf das uns
liebgewordene Jesusbild.
Dieser Jesus provoziert. Er stößt die Tische der
Wechsler um und setzt damit den Tempelkult außer
Kraft. Seine Worte sind scharf, heftig und kämpfe-
risch, er spricht von Feuer und Schwert. In diesem
Jesus begegnet uns etwas Dunkles und Schatten-
haftes, schwer Integrierbares, vielleicht sogar
Bedrohliches: In Jerusalem sucht Jesus die Konfron-
tation mit den weltlichen und religiösen Autori-
täten seiner Zeit und weicht kompromisslos keinen
Schritt zurück.
Die Konfrontation mit den destruktiven Kräften des
Lebens, mit dem Tod und die Todesüberwindung
sind Kennzeichen des Jerusalemer Jesus. Es ist darin
zugleich der Aufbruch zum Leben eingezeichnet,
einem Leben, das von der To-
desfurcht befreit werden will.
Und so steht das Kreuzesgeschehen im Mittelpunkt
der Aufmerksamkeit in der Passionszeit: Die uns lieb
gewordene menschenfreundliche Güte Jesu und die
unbeirrbare Klarheit seines Gehorsams gegen Got-
tes Willen, die für Jesus höchste Autorität ist.
Christus als der wahre Mensch hält die Spannung
bis in den Tod hinein durch. Das Leiden an den
Mächten der Welt führt Jesus Christus zum Tod am
Kreuz. Das Kreuz wird nun für alle Menschen, die
sich Christen nennen, zum Symbol des Lebens, und
dies feiern wir an Ostern: Der Auferstandene tritt
heilend und stützend hinter uns und ist da, wo wir
an unseren Feindschaften, unserer Verzagtheit und
unserem Wankelmut zu scheitern drohen und in
großer Gefahr sind, unser Leben zu verraten.
Die für Menschen unauflösbare Spannung von
Lebens- und Todeskräften ist im Kreuz Christi auf-
gehoben und in das größere Leben Gottes hinein-
genommen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Passions- und
Osterzeit!
Ihre
Pastorin Hanna Hirt
Liebe Menschen im
und um das Hospital!
Herzliche Einladung
zu den Passionsandachten
in der Karwoche jeweils
Montag, Dienstag und
Mittwoch und am Gründonnerstag um 17.00
Uhr in der Kirche im Festsaal.
Am Gründonners-
tag feiernwir die Einsetzung des Heiligen Abend-
mahles. Alle sind anschließend herzlich eingela-
den zu einem einfachen abendlichen Imbiss mit
einem Gläschen Wasser oder Wein in der Friesen-
stube und einer filmischen Überraschung.