Glockenturm-Juni_2015 - page 16-17

RundumdenGlockenturm / Juni 2015
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Lebenbei uns
RatundTat in
SachenKleidung
vonSchneiderin
NataliaZuther:
Wann:
jeden
Dienstagvon
10.00bis11.00Uhr
Wo:
Wasch- und
Servicecenter in
HausRobinie
Anneliese Bahaji aus Haus Iris und
Natalia Zuther, Schneiderin in unserer
Kleinen Stadt, haben eines gemeinsam:
die Liebe zu Stoffen, Schnitten, Farben
undDesigns.
Als Direktrice hat Anneliese Bahaji für
Textilfirmen in aller Welt Kollektionen
entworfen. Für sie der spannendste
Beruf, den sie sichdenken kann. Genäht
hat sie schon als Kind gern. „Die Näh-
freude lag wohl in unserer Familie“,
erzählt sie. „MeineTantewar Schneider-
meisterin
in
Danzig.“
Ihr
erstes
selbstentworfenes Kleid schaffte es bis
zur Pariser Modeausstellung. Ein mehr-
jähriges Praktikum inOsnabrückbrachte
Anneliese Bahaji die notwendigenNäh-
kenntnisse sowie die Voraussetzung für
ein Studiumander Textilfach- und Inge-
nieurschule in Neumünster. Dort lernte
sienichtnurallesüberModelle, Schnitte,
Stoffe und Zuschneiden, sondern auch
betriebswirtschaftliche Grundlagen, um
eine Kollektion zu kalkulieren und den
Maschinen- und Personaleinsatz für die
Fertigungzuplanen.
Paris, London, Frankfurt:
das FlairdergroßenModewelt
In den folgenden Jahren hat Anneliese
Bahaji für verschiedene Textilfirmen,
auch für große Häuser wie Otto oder
C&A, Kollektionenentworfen. „Das Inte-
ressante anmeinem Beruf war, dass ich
Zwei Frauen–eine Leidenschaft:
Nähen
meine eigenen Ideen umsetzen konnte
und viel auf Messen war“, erzählt sie.
„Jeöfter ichwechselte, destobekannter
wurde ich und das Gehalt stieg auch.
ManmusseingutesGespürdafürhaben,
was bei den Leuten gut ankommt.
Manchmal haben wir bis nachts um
2 Uhr gearbeitet, um eine Kollektion
fertig zu bekommen. Das hat mir nichts
ausgemacht. JederBerufmuss von innen
kommen.“
Direktrice, immerundüberall
Als Anneliese Bahaji ihrenMann, einen
Marokkaner kennenlernte, hieß es Ab-
schied nehmen vom Beruf und von
Deutschland. „Wir zogen nach Meknes
inMarokko. Dochder Zufall gabmir die
Möglichkeit, auch hier inmeinem Beruf
zu arbeiten“, erzählt sie. „EinBankange-
stellter las das Wort Direktrice hinter
meinemNamenundvermittelte, dass ich
fortanfüreineholländischeFirmahaupt-
sächlich Jeanshosen entwerfen konnte.
Neuwar fürmich, dasswir dieHosenbis
Größe 60 herstellen sollten. Wir hatten
niemanden, der in soeineHose zumAn-
probieren passte – also habenwir in je-
desHosenbein zweiMädchengesteckt –
ein lustigesErlebnis!“
„Ichwürdemirdasheuteauchnoch
zutrauen“
Heute liegtdasBerufslebenhinterAnne-
lieseBahaji.DenBerufderDirektricegibt
Natalia Zuther bietet in verschiedenen
SenioreneinrichtungeneinenÄnderungs-
servicean.Vordrei Jahren ist siemit ihrer
Schneiderei in einen hübschen kleinen
Laden am U-Bahnhof Berne gezogen
und beschäftigt dort zwei weitere
Schneiderinnen. Manchmal erhält sie
auch etwas kniffelige Sonderaufträge,
zum Beispiel einen Bezug für einen
ganzen Rollstuhl zu nähen. „Wir finden
immer eine Lösung. Wenn ich beispiels-
weise ineinviel zuenggewordenesKlei-
dungsstück einen passenden Stoffteil
einsetzen kann, freu’ ichmich, wenn es
hinterher gut aussieht und die Kundin
ihr Lieblingsteilwieder tragenkann.“
Änderungsservice imHospital
Privat sindNatalia Zuther und ihrMann
leidenschaftlicheTurniertänzer.DieTraum-
kleider fürdieTurniere, andenen sie teil-
nimmt, näht sie inzwischen nicht mehr
selbst, dafür fehlt einfach die Zeit. „Die
Hälfte meiner Arbeitszeit bin ich unter-
wegs bei Kunden. Aber der Kontakt zu
Menschen macht mir einfach Freude.“
Auch ihre Kundinnen im Hospital
schätzen ihreguteArbeit unddie kleine
Plauderei am Rande. Kleidungsstücke
zumÄndernandie vertrauteund zuver-
lässigeSchneiderinzugeben istnichtnur
bequemer, sondern einfach auch netter.
n
sh
Anneliese
Bahaji aus
Haus Iris
es auch heute noch, doch werden
die Schnittemeist amComputer er-
stellt. DerWettbewerb hat deutlich
zugenommen, heute muss immer
schneller undbilliger imAuslandprodu-
ziert werden. Anneliese Bahaji hält die
Verbindung zur Mode. „Ich lass’ mir
Katalogeschicken“,gestehtsie. IhreLieb-
lingskostüme, natürlich selbst geschnei-
dert, hängen noch in ihrem Schrank „Es
ist interessant zu sehen, dass die Mode
sich alle 30 Jahre wiederholt, so war es
damalsund so ist esauchheutenoch“.
NataliaZuther:
Serviceeiner tanzendenSchneiderin
Es ist Dienstag Vormittag, kurz nach
10.00 Uhr imWasch- und Servicecenter
in Haus Robinie: Schneiderin Natalia
Zutherempfängt ihreerstenKundinnen,
Bewohnerinnen aus unserer Kleinen
Stadt, die Kleidungsstücke zum Ändern
bringen: eine Hose ist zuweit, ein Reiß-
verschluss kaputt, eine Lieblingsjacke
eingerissen. In einer kleinen Umkleide-
kabine wird anprobiert, und Natalia
Zuther sieht mit geübtem Blick, was zu
tun ist. Sie stecktmit flinkenHändenab,
hält an, erklärt ihren Kundinnen, was
geändert werdenmuss. Und bereits am
darauf folgendenDienstagbringt siedas
geänderte Kleidungsstück wieder – ein
toller Service, den die fröhlich-unkom-
plizierte Schneiderin bereits seit über
acht Jahren imHospital anbietet.
Nähenhierunddort
NataliaZuther ist SchneiderinundDirek-
trice in einem. In ihrer Heimat in Russ-
land am Schwarzen Meer fertigte sie
ausschließlich Maßkleidung für ihre
Kunden an. Seit 15 Jahren lebt sie in
Deutschland und musste sich komplett
umstellen. „Hier kaufen die Menschen
ihreKleidung imGeschäft und lassen sie
vonder Schneiderinändern“, erzählt sie.
Natalia
Zuther,
Schneiderin
NichtnurbeiNäh-
arbeiten flinkund
flottbei der Sache:
NataliaZuther
Kostümeaufden
Leibgeschneidert
DieehemaligeModell
DirektriceAnneliese
Bahaji blickt auf ein
erfülltesBerufsleben
zurück
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