Gestern&heute
Der Handsatz geht zurück auf Johannes
Gensfleisch–späterGutenberggenannt –,
derMittedes15. JahrhundertsdenDruck
mit austauschbaren Lettern erfand. Von
da an tauchten auch sogenannte Zwie-
belfische immer wieder in gedruckten
Dokumentenauf. Das Fachwort bezeich-
net die Tatsache, dass ein Setzer inner-
halb eines Textes irrtümlich einzelne
Buchstaben aus einer anderen Schrift
benutzthat.
Schriftsetzer –einanspruchsvollerBeruf
Als „Stehkragenproletarier“ wurden die
Bleisetzereinstbezeichnet,weil siemitei-
nemweißenHemd,Weste,Krawatteoder
Fliege und einer Schürze bekleidet ihr
Werk verrichteten. Sie stellten also eine
Art Elite innerhalbder klassenbewussten
Arbeiterschaftdar, galtenals Intellektuelle
unter den Handwerkern. Neben einem
guten Stehvermögenmussten die Hand-
setzerauch inderLagesein,dieeinzelnen
Lettern, die sie in ihremWinkelhaken zu
Zeilen zusammenführten, spiegelverkehrt
und auf demKopf stehend zu lesen. Der
täglicheKontaktmitdenBleiletternbarg
aber auch gesundheitliche Risiken. Um
einer möglichen Bleivergiftung vorzu-
beugen, erhieltendieAuszubildenden in
manchen Betrieben kostenlos einen hal-
benLiterMilchproTag.
ImWandel der Zeit
DasArbeitenmitBleisatzwirdheutenur
noch sehr selten praktiziert. Die Technik
kannaber imMuseenbestaunt undaus-
probiert werden. In Hamburg ist dieses
imMuseum für Arbeit inBarmbekmög-
lich. Mitte des 20. Jahrhundert löste der
Fotosatz den Bleisatz ab. Mit dieser
Methode wurden Schriftzeichen mittels
Licht und einer Schablone auf Filmoder
Fotopapier belichtet. Die Hände des
Setzers kamen nicht mehr mit Drucker-
schwärze inKontakt.
Ineinem solchen
Setzkastenverirrten
sichgernaucheinmal
einigeLettern, die
hier eigentlichnichts
zu suchenhatten–
dieZwiebelfische.
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RundumdenGlockenturm /April 2015
Das Berufsbilddes Schriftsetzers imWandel
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AlsdieZeitungsartikel nochmitBleibuchstabenperHandgesetzt
wurden,warderBerufdesSchrift- undFotosetzersweit verbreitet.
MitdemComputerzeitalter änderte sichnichtnurdiesesBerufsbild,
sondernauchdieZwiebelfische starbenaus.
