Glockenturm-September_2015_FB_NEU - page 8

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RundumdenGlockenturm · September 2015
StrengeSitten in früher Zeit
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bot das
Hospital Platz für mehr als 100 Men-
schen. Eine erste Hausordnung stammt
aus dem Jahre 1636, die „Armen-Ord-
nung bey dem Hospital zum heiligen
Geist“. Offenbar wurde sie notwendig,
weil es „allerhand Missordnung“ gege-
benhatteunterden„ArmendesHauses“.
Vom heimlichen Verkauf von Verpfle-
gung,KleidungoderKohlen istdieRede,
von Hader und Zank, von Trunkenheit
und Völlerei. Mit strikten Verboten und
Anweisungen wollte man dem Einhalt
gebieten, jeder sollte sichgegendenan-
deren „christlich, friedsamund einträch-
tig“ zeigen. Gehorsam gegenüber den
Vorstehern des Hauses und eine regel-
mäßige Teilnahme an Predigten und
„dem Hören des göttlichen Wortes, in
welchem unserer Seelen Seligkeit be-
steht…“wurdenebensoerwartetwiedie
Mithilfe bei anfallenden Arbeiten im
Hause. Die Strafen bei Missachten
derHausordnung reichtenvomEnt-
zugder Speisenbis zurAusweisung
ausdemHaus.
ImDienstedesHospitals
Viele Bedienstete sorgten für das seeli-
sche und leibliche Wohl der Menschen
imHospital. Eine „Gehaltsliste“aus dem
Jahre 1620 gibt Aufschluss über die Be-
deutung der einzelnen Berufsgruppen.
Anerster Stelle standder Pastor imHos-
pital. Neben dem mit Abstand besten
Lohnvon579 (Silber-)Markerhielterau-
ßerdem „8SackKohlen, 1Braten, 1 fette
Gans, 30 Lichte, dazu: freie Bestattung
und für die Witwe ein volles Jahresge-
halt sowie freie Wohnung auf Lebens-
zeit“. Der damalige HofemeisterMarcus
Selcke war zuständig für die Aufsicht
über die Bediensteten und die Hospi-
tal-Armen. Er standanzweiter Stelleder
Gehaltsliste. Interessanterweise erhielt
er neben seinemGehalt und freier Kost
14 Tonnen Hamburger Bier! Letzteres
wardemPastoroffenbarnichtvergönnt.
Den „unteren“BedienstetenwieMägde,
Schäfer,Hofknechte, Balbiereroderdem
Müller vor demMillerntor standen ne-
beneinemgeringen LohnanNaturalien
lediglich 2 Paar Schuhe bzw. „Tuffeln“
und 2 Hemden bzw. einige Ellen Lein-
wandzu.
Quellen: Herwarth von Schade: „Zur Ein-
tracht undWohlfahrt dieser guten Stadt“,
Convent Verlag; Frank Hatje: „Gott zu Eh-
ren, derArmut zumBesten“
.
n
sh
Wie lebten und arbeiteten dieMenschen imHospital zumHeiligenGeist etwa im
17. Jahrhundert? Darüber lässt sich natürlich nur vermuten, doch einwenig Auf-
schlussgebeneinigeDokumenteausalter Zeit…
„Ein feinnüchternes
undmäßigesLeben“
LesenSie inder
nächstenAusgabe:
Einneuer Teil für
dieStiftung:
DasOberalten-Stift
Teil 8
EinAusschnitt aus
demRundwappender
Oberaltenvon1529
Das Zentrumdes
religiösenLebens
inunmittelbarer
NähezumHospital:
DieHeiliggeistkirche
gegenEndedes
16. Jahrhunderts.
Geschichte
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