

Rund um den Glockenturm · Dezember 2018 / Januar 2019
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Gesellschaft
Auf ihr neues Rathaus – das alte war beim Großen
Brand 1842 gesprengt worden – mussten die Hansea-
ten im 19. Jahrhundert 55 Jahre warten. 1897 wurde
der prächtige Bau eingeweiht. Mit seinen 647 teils
pompösen Räumen ist er der Stolz der Hamburger.
Daran schmiegt sich die Börse, die 1665 Deutschlands
erste Handelskammer hervorbrachte, ein Ort, an dem
auch die Anfänge des Marien-Magdalenen-Klosters
und damit des Hospitals zumHeiligen Geist liegen. In
der Nähe, am Domplatz, wurde lange der Standort
der legendären Hammaburg vermutet, Gründungs-
zelle und Namensgeberin der Stadt. Doch nicht ihre
Überreste fanden Archäologen, sondern Reste der
Domburg, einer im 9. und 10. Jahrhundert gebauten
Wallanlage zum Schutz des erzbischöflichen Marien-
doms. Nur ein paar Schritte sind es vom Trubel der
Mönckebergstraße in die Hauptkirche St. Petri, Ham-
burgs älteste Pfarrkirche. An der Steinstraße ragt die
St. Jacobi in den Himmel und am Hopfenmarkt der
rußgeschwärzte Turm der ehemaligen Hauptkirche
St. Nicolai – ein Mahnmal der Verwüstungen durch
die Luftangriffe von 1943. Im Schatten der vierten
Hauptkirche St. Katharinen, entlang der stillen Rei-
merstwiete mit ihren Fachwerkhäusern aus dem
17. Jahrhundert, scheint die alte Stadt vor sich hin-
zuträumen.
Der Benediktinermönch Ansgar gilt als Gründer der
bischöflichen Altstadt. Sie lag östlich der noch nicht
gestauten Alster, die an der Altstadt vorbeifloss. Auf
der anderen Seite, etwas weiter südlich, stand die
Neue Burg, ein Ringwall, dessen Umgebung die
Schauenburger Grafen im 12. Jahrhundert eindei-
chen und besiedeln ließen – die gräfliche Neustadt
mit eigenem Hafen. Garant ihres Gedeihens waren
weitreichende Gebiets-, Handels- und Zollprivilegien.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden die beiden
selbständigen Städte zu Hamburg zusammengelegt.
Die amphibische Stadt, die amund vomWasser lebte,
dehnte sich aus, wurde Mitglied der Hanse. Die
Geschäfte florierten, die Bevölkerungszahl wuchs.
Teil 20
Innenstadt
Hamburgs spannendste Stadtteile –
Der „Glockenturm“ stellt sie in einer Serie vor.
Der Stolz der Hanseaten
Menschen eilen vorüber, Schwäne gleiten über die kleine Alster, und von der
Schleusenbrücke wehen melancholische Akkordeonklänge herüber. Rund um den
Rathausmarkt, dort, wo einst alles begann, schlägt heute das Herz der Stadt.
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