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Weihnachtspostämter
Von Engelskirchen über Nikolausdorf bis Himmelpforten: In
Deutschland gibt es sieben offizielle Weihnachtspostämter.
2013 gingen dort insgesamt mehr als eine halbe Million Briefe,
Karten und Wunschzettel aus aller Welt ein. Sogar aus China
bekommen Weihnachtsmann & Co. Post. In den letzten Jahren
standen Smartphones, MP3-Player und Kuscheltiere ganz oben
auf den Wunschlisten. Zahlreiche, zumeist ehrenamtliche Helfer
machen es sich in den Postämtern zur Aufgabe, jeden Brief zu
beantworten. In Deutsch und in 15 anderen Sprachen.
VomWeihnachtsbrief zumWunschzettel
Betrachtet man historische Wunschzettel,
wird deutlich, wie sehr sie sich im Laufe
der Zeit verändert haben. Im 18. und 19.
Jahrhundert waren es sehr schön gestal-
tete Weihnachtsbriefe, die man käuflich
erwerben konnte und die die Kinder mit
frommen Texten oder Anreden an die
Eltern ergänzten. Diese Schmuckdoku-
mente waren sehr beliebt und wurden in
den Familien aufgehoben oder sogar an
die Wand gehängt. Interessant ist, dass
die Weihnachtsbriefe keine materiellen
Wünsche der Kinder enthielten, sondern
eher ihr Bestreben wiedergaben, den
Eltern gegenüber Ehrfurcht, Gehorsam
und Dankbarkeit zum Ausdruck zu brin-
gen. Die Lehrer in der Schule spielten
beim Ausfüllen der „Weihnachtswunsch-
bögen“ eine große Rolle, die Texte wur-
den von ihnen meist vorgegeben, die
Bögen unter ihrer Aufsicht in Schön-
schrift ausgefüllt.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts veränder-
ten sich die Weihnachtsbriefe langsam
immer mehr in Richtung der heute be-
kannten Wunschzettel. Die Adressaten
hießen jetzt Christkind und Weihnachts-
mann. Inhaltlichwaren es nun nicht mehr
das Schönschreibgedicht oder die Glück-
wünsche an die Eltern, sondernmehr und
mehr die materiellen Wünsche, die in
den Vordergrund rückten: ein Schaukel-
pferd, eine Trommel, ein Springseil oder
andere Spielsachen. Daneben gab es aber
auch ganz besondere Wünsche. So findet
man zum Beispiel historische Wunschzet-
tel, in denen sich Kinder „einen Bruder
oder einer Schwester“ wünschen. In den
Kriegsjahren taucht auch der Wunsch
nach „Frieden“ auf.
Post für den Weihnachtsmann
Auch heute noch schreiben Kinder
Wunschzettel, wie Hanna Schlaak zu
berichten weiß. „Meine Enkelin Kira hat
ihre immer besonders schön gestaltet. Ich
habe aber auch noch Wunschzettel
meiner drei Kinder. Bei meiner Tochter
Ulrike stand da einmal unter anderem:
Die Rechtschreibung war zwar noch nicht
perfekt, aber als Mutter wusste ich natür-
lich, was sie meinte und habe ihr die
Wünsche gern erfüllt.“
n
sh/km
„Liba Weinarzman! Ich mäjte eine
Puppe haben und ein Buch das
sol Petachenz Montfat heizen.“