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Rund um den Glockenturm · Mai 2016

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Titelgeschichte

Tanzen im Mai

In der Walpurgisnacht vom 30. April auf

den 1. Mai sollen einst die Hexen auf

dem Brocken im Harz und an anderen er-

höhten Stellen ein großes Fest gefeiert

und um das Hexenfeuer getanzt haben.

Damit sollten böse Geister gebannt wer-

den. Der Name Walpurgisnacht geht zu-

rück auf die Heilige Walpurga, eine Äb-

tissin aus dem 8. Jahrhundert. Bei uns ist

aus dem Tanz der Hexen der Tanz in den

Mai entstanden. Überall im Lande finden

Tanzveranstaltungen statt, die auch ge-

rade bei jungen Leuten sehr beliebt sind.

Ein Baum im Mai

Nicht ganz so alt ist der Brauch, einen

Maibaum, meist eine Birke, zu Beginn

des Monats aufzustellen, ihn zu schmü-

cken und um ihn herum zu feiern und zu

tanzen. Im 19. Jahrhundert gab es zwi-

schen verschiedenen Gemeinden einen

regelrechten Wettbewerb, wer den

schönsten Maibaum hat. In Bayern wur-

den Maibäume sogar „gestohlen“, um

dann von umliegenden Gemeinden ge-

gen Bier ausgelöst zu werden.

Zeichen der Liebe im Mai

Erwachende Gefühle spielen im Mai na-

türlich auch eine große Rolle. Und so hat

sich bis heute besonders im Raum Baden-

Württemberg ein alter Brauch gehalten,

das Maienstecken. Junge Männer ste-

cken ihrer Herzensdame einen jungen

und geschmückten Birkenbaum an das

Dach ihres Hauses – als Zeichen der Zu-

neigung und Tapferkeit. Das war manch-

mal auch gefährlich, und so begnügt

man sich heute mit der Dachrinne, an die

der Baum gesteckt wird.

Melolontha melolontha!

Das ist der lateinische Name des braun-

geflügelten Mai-Boten „Maikäfer“ aus

der Familie der Blatthornkäfer. Onkel

Fritz aus „Max und Moritz“ von Wilhelm

Busch hat seine liebe Mühe und Not mit

den Maikäfern, die „kratze, kratze …

schnell aus der Matratze [kommen]“. Ein

Streich, den die beiden Buben dem ar-

men Onkel spielen. Die Maikäfer, die frü-

her in Scharen im Mai durch die Lüfte

summten, sind leider eine Seltenheit ge-

worden. Doch haben sich in den letzten

Jahren die Bestände der in Europa ver-

breiteten Feldmaikäfer wieder etwas

vergrößert. Das gibt Hoffnung, dass sie

eines Tages wieder ganz selbstverständ-

lich zum Mai dazu gehören.

In der Lyrik gibt es ein unerschöpfliches

Reservoir an wunderschönen Gedichten

zum Monat Mai. Frau Barbara Pasewaldt

aus Haus Dahlie hat dieses Gedicht von

Erich Kästner für die Leser des Glocken-

turms ausgewählt.

Allerlei im Monat Mai

„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“… heißt es in dem bekannten Frühlingslied.

Der fünfte Monat im Jahr ist etwas Besonderes für uns. Er lässt uns aufatmen am Ende der kalten

Jahreszeit und das Erwachen der Natur, Vogelgezwitscher und erste wärmende Sonnenstrahlen

genießen. DenWonnemonat Mai haben bereits in früher Zeit die Menschen mit besonderen

Bräuchen und Riten gefeiert.