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Leben bei uns
Dresdener Stadtansichten
„aus der Kiste“
Viele Menschen aus der „Kleinen Stadt“ kennen die Partnerstadt Dresden und haben
eigene Erinnerungen an sie. Jens Hansen aus Haus Pfingstrose erzählt von einer Entdeckung.
Ach ja, was kann man alles über Dresden berichten!
Über die schlimmen letzten Kriegstage, den vorbild-
lichen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns
mit der Frauenkirche, die berühmte Semperoper
und auch über die Geschichte der Stadt und August
den Starken, Kurfürst von Sachsen und König von
Polen, und seinen kunstliebenden Sohn August den
Zweiten.
Blick über die Elbe
Bei einem meiner Besuche bei meinem Sohn, der
seit vielen Jahren in Dresden lebt, entdeckten wir in
Pirna, einer Kreisstadt in unmittelbarer Nähe von
Dresden mit einer hübschen Altstadt, in dem Raum
der Tourist-Information einen großen Holzkasten,
der dem berühmten Maler Canaletto (1721–1780)
gehört hat. Canalettos Stadtansichten von Dresden
zeichnen sich durch außerordentlich genaue Wie-
dergabe aus. Den Blick über die Elbe auf die Alt-
stadt, den sogenannten „Canaletto-Blick“, wieder
zu ermöglichen, war das Ziel beim Wiederaufbau
Dresdens.
Eine tolle Idee
Wie hat Canaletto es fertiggebracht, derart fotogra-
fisch genau die Ansicht der Stadt wiederzugeben?
Damals konnte man ja noch nicht fotografieren, da-
zu musste erst der Franzose Daguerre (1789–1852)
herausfinden, wie man eine Platte lichtempfindlich
macht, auf der dann ein Bild festgehalten werden
kann.
Die Antwort auf die Frage gibt die „obskure“ Kiste in
Pirna. Sie ist nämlich eine begehbare „Camera obs-
cura“. Canaletto ließ diesen Kasten dorthin bringen,
wo er malen wollte. Er saß dann in dem dunklen In-
nenraum vor einem Tisch, auf den durch eine kleine
Lichtöffnung und einen dahinter schräg angebrach-
ten Spiegel sein Motiv projiziert wurde. Er brauchte
die Umrisse nur noch „abzupausen“. Damit hatte er
das Skelett für sein Gemälde. Für die damalige Zeit
eine tolle Idee!
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Jens Hansen, Haus Pfingstrose