GT_12_2017_01_2018

Rund um den Glockenturm · Dezember 2017/Januar 2018 4 Moment mal Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt! (Jesaja 60,1) Mit diesem verheißungsvollen Text möchte ich Sie begrüßen, liebe Leserin, lieber Leser. Der November mahnte uns, nachdenk- lich zu werden, die Ewigkeit in den Blick zu bekommen. Jetzt lädt uns die Ad- ventszeit ein, mit den Gedan- ken nicht dort stehen zu bleiben, sondern auf Gottes Ankunft in unserem täglichen Leben zu schauen. Langsam, Schritt für Schritt, gehen wir auf Weihnachten zu. Jedes Jahr merke ich, dass ich Zeit brauche für diesen Pro- zess. Weihnachtsgefühle, das große Freudenfest der Ge- burt, das wächst nach und nach in mich hinein. Ich brau- che Zeit und Raum, um es in mir wirken zu lassen. Ich möchte begreifen, was das Christfest bedeutet: Dass Gott uns nahe kommt in diesem Kind und uns nahe ist in dem Kind, das wir einmal waren und das wir immer noch in uns tragen: empfindsam, verletzlich, vertrauensvoll, staunend, liebevoll, spielerisch und schutzbedürf- tig. Dass Gott mit uns bleibt in allen unseren Entwicklungsschritten, ein Leben lang. Und dass wir achtsam mit diesem Kind umgehen wollen, mit uns selbst und mit anderen. Um diesem Warten, diesem Öffnen für Gottes Gegenwart Ausdruck zu verlei- hen, haben wir viele Adventstraditionen entwickelt: Musik, Geschichten, Düfte, Geschenke – so viele Aktivitäten, so schön – manchmal schon zu viel. Wie soll ich dich empfangen? Fragt ein altes Weihnachtslied. Dieses Jahr versu- che ich es mit einer Geste, die uns von Marienabbildungen bekannt ist. Ich habe sie besonders schön bei einer Statue auf dem Bukit doa, dem Gebetshügel in Nordsulawesi, wieder gefunden: Ich führe die Hände an meine Körpersei- ten und öffne die Handflä- chen nach oben. Ich werde still und lausche. Ich öffne mich dem Geschenk des Le- bens mit jedem Atemzug. Ich bin einfach nur da, in meinen Händen, in meinem Sein, und warte … Im Grunde ist diese Geste ein Gebet ohne Worte. Aber es kann sein, dass einem dabei ein Wort einfällt oder ein Lied oder eine Empfindung von Licht oder noch ganz Anderes. Vielleicht haben Sie Lust, es auszuprobieren. Es geht im Stehen, im Sitzen und im Liegen. Viel- leicht mögen Sie auch von Ihren Erfah- rungen erzählen oder sie aufschreiben. Ich wünsche uns allen eine erfüllte Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen lichten Jahresbeginn. n Pastorin Katja Oldenburg-Luckey Liebe Menschen im und um das Hospital! „Ich bin einfach nur da, in meinen Händen, in meinem Sein, und warte …“

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