RundumdenGlockenturm /März2015
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Momentmal
DietrichBonhoefferschreibt imMai1944
aus derHaft einenBrief zur Taufe seines
Patenkindes. In diesem Brief finden wir
folgendenGedanken:
„…auchwirselbst
sind wieder ganz auf die Anfänge des
Verstehenszurückgeworfen.WasVersöh-
nung und Erlösung, wasWiedergeburt
und Heiliger Geist, was Feindesliebe,
KreuzundAuferstehen,wasLeben,was
Christus und Nachfolge heißt, das ist
alles so schwer und fern, dass wir es
kaummehrwagen, davon zu sprechen.
IndenüberliefertenWortenundHand-
lungen ahnen wir etwas ganz Neues
undUnerwartetes, ohne es noch fassen
und aussprechen zu können.“
(Wider-
standundErgebung, BriefundAufzeich-
nungenausderHaft).
Ganz unmissverständlich sind dieWorte
Jesu, dieuns inderPassionszeitbegleiten
unddie Bonhoeffers Perspektive indem
Taufbrief bestimmen:
„Seht, wir gehen
hinaufnach Jerusalem, undeswirdalles
vollendet werden, was geschrieben ist
durch die Propheten von dem Men-
schensohn.“
(Lk18,31)
Jesuskündigt seinen Jüngern seinLeiden,
Sterben und seine Auferstehung an –
und wieder verstehen die Jünger ihn
nicht. Geht es uns da eigentlich so
anders–obwohlwirden„Vorteil“haben,
vonKarfreitagundOsternzuwissen?
Aber geht es wirklich um ein Wissen?
Geht es hier nicht vielmehr darum, eine
Erfahrung zu teilen, die Erfahrung, der
wir –wenn irgendmöglich–ausweichen
möchten?
„
Wir
gehenhinauf nach Jerusalem“, sagt
Jesus.Ersagtnicht:„
Ich
gehehinaufnach
Jerusalem.“
Die Passionszeit ist eine Einladung an
uns alle, mit Jesus mitzugehen, dorthin,
wodasLebenebennicht so ist,wiewires
uns idealtypisch ausmalen. Es ist eine
Einladungauchdort präsent zu seinund
zu bleiben, wo andere flüchten: In kriti-
schen Lebenssituationen, die vonKrank-
heit, Leid und Sterben, von Gewalt,
Schuld und Schicksalsschlägen, von
Trauer, Einsamkeit, Ratlosigkeit und
Verzweiflunggeprägt sind.
Daswirduns vom Evangeliumher zuge-
mutet. Das zu bedenken und zu erfah-
ren, dazu lädt uns die Passionszeit ein.
Das bedeutet dasWort vonderNachfol-
ge, wie Bonhoeffer es sagt:
„Das Leiden
muss getragenwerden, damit es vorü-
bergeht. Entweder die Welt muss es
tragenunddaran zugrundegehen, oder
es fällt auf Christus und wird in ihm
überwunden. So leidet Christus stell-
vertretend für die Welt. Auch die Ge-
meindeweißnun,dassdasLeideneinen
Träger sucht. So fällt in der Nachfolge
Christi das Leiden auf sie und sie trägt
es, indem sie selbstgetragen ist.“
Herzlich lade ich Sie zu den Passions-
andachten in der Karwoche jeweils um
17.00Uhr inderKircheein.
PastorinHannaHirt
Passionsandachten
inderKarwoche
Wann:
30.März–4. April,
17.00Uhr
Wo:
Festsaal
LiebeMenschen im
undumdasHospital!